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Schritte ins und aus dem Leben
Zwei Künstler im „Büro für Alleskönnerei”

Neue Westfälische, 30.04.2004
Von Rolf Birkholz

Kai Hörstensmeyers rotierende rote Vorrichtung sieht aus wie ein Pfeil, der nicht trifft, oder wie eine desorientierte Kompassnadel. Dafür erzählen die anderen Arbeiten des Künstlers von Treffen, Richtungen, Betroffensein. In Oliver Demands „Büro für Alleskönnerei“ zeigt außerdem Wiebke Bartsch textile Spuren zum Sex in Keramik und Bettakrobatik-Skizzen auf Kopfkissen.

Hörstensmeyer, 1972 in Lippstadt geboren, hat aus der offiziellen Serie von Zielscheiben-Motiven des Deutschen Jagdverbandes drei ausgesucht. Fuchs, Wildschwein und Reh in freier Natur wurden auf Pressholz gezogen. Die Signaturen der Maler weisen darauf hin, dass diese Bilder einst durchaus als künstlerische Einzelwerke verstanden werden sollten, bevor sie in Massenauflagen als malerische Übungsziele dienten.

Zu diesen Arbeiten kommen Fotos aus der Reihe „Via Aurelia“. Sie zeigen an Leitplanken, Pfosten oder Laternenpfählen befestigte Blumen, die an Unfallopfer erinnern sollen. Als kurz vor, kurz nach dem Tod, beschreibt Hörstensmeyer die so im unteren Raum des Büros an der Schulstraße 14 angezeigte Situation.

Als kurz vor der Zeugung ließe sich die Lage im oberen, von Wiebke Bartsch belegten Zimmer andeuten, besser: vor der symbolischen Zeugung, da bei den meisten sexuellen Aktivitäten hier zu Lande Befruchtung wohl tunlichst vermieden wird. Wo es nicht ums Ganze geht, scheinen die Praktiken um so vielfältiger zu sein. Sie sind auf Kopfkissenbezügen durch Gestalten mit Playmobilfiguren-Frisuren dargestellt; Titel wie „MundZungeZungeMund“ nennen die abgebildeten oralen Betätigungsmöglichkeiten. Auf dem Weg zum Bett womöglich abgelegte Unterschwäsche hat die Braunschweigerin, die, wie ihr Kollege, an der Kunstakademie in Münster studiert hat (Meisterschülerin von Timm Ulrichs), in glasiertem Keramik nachgeformt.

„Geschichten von Bienchen und Blümelein“ ist diese kleine Doppelausstellung konzeptueller Kunst lieblich betitelt. Sie spielt mit Vorstellungen von Sex und Sterben. Indem sie banalisiert, reizt sie dazu, die Schritte ins und aus dem Leben mal wieder neu zu bedenken.