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Neue Westfälische, 16.10.2004
Von Rolf Birkholz

Weiß auf Blau steht einfach nur „Weltklasse“ auf der Einladungskarte. Für seine Arbeiten greift Michael Göring allerdings nicht weit in die Welt hinaus. „Was man halt so jeden Tag hat“ regt ihn genug zu seinen Arbeiten an. Eine Auswahl ist ab dem heutigen Samstag um 14 Uhr im Büro für Alleskönnerei zu sehen.

Elf Holzböcke, deren zwei sonst eine Arbeitsplatte tragen, tragen nun huckepack einander. Das mit Klebeband in Position gehaltene Gebilde mag auch an Mühlrad oder Adventsstern denken lassen – jedenfalls nicht mehr ans Tapezieren. Ähnlich ist einem wenig afrikanisch zumute beim Anblick eines hornlosen, dafür mit Kronenkorkenaugen versehenen Nashornkopf in Jeans-Haut, den der Künstler wie eine Jagd-Trophäe an die Wand gehängt hat.

Göring, Jahrgang 1968, hat wie die meisten der bisher von Oliver Demand Vorgestellten die Kunstakademie Münster (Klasse Prof. Ulrich Erben) absolviert: Das Büro für Alleskönnerei ist fast so etwas wie ein Schaufenster für die Arbeiten ehemaliger Akademie-Studenten geworden. 2002 erhielt Michael Göring den Förderpreis der Gesellschaft zur Förderung der Westfälischen Kulturarbeit (GWK).

Der gebürtige Vredener nimmt sich Sachen „aus dem häuslichen Bereich“ vor, um sie oder ihre Funktion zu verändern. Da steht ein Metallregal, dessen Böden am Boden liegen, während sich die langen Pfosten kahl zur Decke strecken: Platz für einen Gegenstand, der ein Söckelchen bräuchte. Görings Klein-Regale wiederum reichen genau für einen Sixpack Lieblingslektüre. Die Ablagen fürs Biblio-Psychogramm werden nach Titel maßgeschreinert.

Bis zur Eröffnung arbeitet der Ideen-Künstler noch an einer geschlossenen, bildschirmartig angerundeten Bücherwand mit Schlitzen für vielleicht zwei Bände und an einer Wohnsituation (beleuchtet) unter Tisch und Teppich. „Michael Göring ist den Dingen nahe, ohne ihnen wirklich Freund zu sein“, heißt es im „mehr oder weniger alles“ betitelten GWK-Katalog. Mehr oder weniger Weltklasse ist immer noch Weltklasse.